NACH OBEN

Die Kniffler-Briefe: Online-Edition der internationalen Geschäftskorrespondenz von L. Kniffler & Co., 1859–1876

Das deutsche Handelsunternehmen L. Kniffler & Co. wurde 1859 in Nagasaki gegründet. Es war das größte deutsche Japan-Handelshaus im 19. Jahrhundert und eines der ersten euroamerikanischen Handelshäuser, die sich nach der Aufgabe der Isolationspolitik in Japan niederließen. Ungewöhnlich ist auch die lange Tradition des Unternehmens, das in Form der Rechtsnachfolgerin C. Illies & Co.mit Sitz in Hamburg bis heute im Asienhandel aktiv ist.

Im Besitz von C. Illies & Co. befinden sich 156 Briefe in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch, die diverse Geschäftspartner in Asien und Europa im Zeitraum von 1859 bis 1876 an L. Kniffler & Co. sandten.

Die Geschäftskorrespondenz von L. Kniffler & Co. ist ein nahezu einzigartiges Quellenkonvolut, denn im Unterschied zum Industriesektor sind Unternehmensquellen im Bereich des Handels kaum erhalten. Speziell die Unternehmen, die sich im 19. Jahrhundert im Asienhandel engagierten, waren oftmals nur kurzlebig. Viele hinterließen keine Spuren außer ihrem Namen, der hin und wieder in Unterlagen von Geschäftspartnern oder in Konsulatsberichten auftaucht. Ohnehin war (und ist) Diskretion oberstes Gebot im Geschäftsalltag, so daß Handelsunternehmen per se weniger Wert auf eine Archivierung von Geschäftsakten legten als Industrieunternehmen, die etwa bestrebt waren, die Entwicklung erfolgreicher Produkte für die Nachwelt zu dokumentieren.

Die online-Edition der Kniffler-Briefe kann der internationalen Forschung auf dem Gebiet der Wirtschaftsgeschichte zur Zeit der beschleunigten Globalisierung und beginnenden Einbindung Japans in den Welthandel Mitte des 19. Jahrhunderts neue Impulse geben. Gleichzeitig sind insbesondere die deutsch-japanischen Beziehungen wesentlich durch wirtschaftlichen Austausch in Form von Handel geprägt. Die gemeinsame Handelsgeschichte beider Länder ist jedoch, nicht zuletzt bedingt durch die lückenhafte Quellensituation, bislang nur wenig aufgearbeitet.

Die Kniffler-Briefe wurden erstmals gesichtet und in Teilen ausgewertet für die 2009 erschienene Unternehmensgeschichte von C. Illies & Co.: Johannes Bähr/Jörg Lesczenski/Katja Schmidtpott: Handel ist Wandel: 150 Jahre C. Illies & Co.; München: Piper (2009). [Englische übersetzung: (dies.): Winds of change: On the 150th anniversary of C. Illies & Co.; München: Piper (2009)].

Die Briefe wurden digitalisiert, vollständig transkribiert, mit erläuternden Annotationen versehen und auf Englisch übersetzt. Sie werden nach Stichwörtern wie z.B. Absender, Bezeichnungen von Waren, Firmennamen, Orten usw. durchsuchbar gemacht, um ein zielgerichtetes wissenschaftliches Arbeiten mit den Quellen zu ermöglichen.

Das Projekt wurde finanziell gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Es wurde unterstützt von C. Illies & Co. (Hamburg), von der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (Frankfurt) und vom Digital Humanities Center der UB Bochum.