Beim Jishu zemi, was übersetzt soviel wie „freies“ oder „unabhängiges“ Seminar bedeutet, handelt es sich um eine aus Japan adaptierte Seminarsform. Das Seminar bietet den Freiraum für (Forschungs-)Interessen, denen durch die vorgeschriebene Wahl von Pflichtkursen und der eingeschränkten Zeit der Stundenplanorganisation zweier Fächer im Studium nicht nachgegangen werden kann. Die Teilnahme am Seminar ist beim Jishu zemi jederzeit möglich, also nicht etwa von einer Einladung des Dozenten abhängig und kann bereits in den ersten Fachsemestern eines BA-Studiengangs, genauso wie als MA-Student, Doktorand oder im Post-Doc-Status erfolgen. Die Stärke liegt in genau dieser Mischung unterschiedlicher Wissensniveaus bei gleichzeitigem Interesse aller an hierarchiefreier und konstruktiver Diskussion.
„Unabhängig“ ist das Seminar, weil es unabhängig von der Vergabe von Credit Points und von studentischen Vertretern ohne Kontrolle durch Dozierende organisiert ist. „Frei“ ist das Seminar unter anderem, weil sich die Themenwahl nach den Interessen der Teilnehmer/innen richtet und der/die Dozent/in nur beratend teilnimmt. Die Vorbereitungsarbeit und Diskussionsleitung bleibt weitgehend den Teilnehmer/innen überlassen.
Als Versuch wurde das Jishu zemi bereits seit dem Sommersemester 2007 von Jan Schmidt, zwischen 2006 und 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sektion, angeboten und aufgrund des hohen Interesses auf Seiten der Studierenden sowie der Unterstützung von Frau Prof. Dr. Regine Mathias (Lehrstuhlinhaberin bis 2016), von ihm als fester, aber weiterhin unabhängiger Bestandteil der Lehr- und Forschungspraxis der Sektion „Geschichte Japans“ etabliert. Das Konzept und die Benennung des Bochumer Jishu zemi wurde dabei weitgehend von den durch die Historiker Kimijima Kazuhiko und Ōishi Manabu schon Jahrzehnte vorher an der Tōkyō gakugei daigaku etablierten Jishu zemi übernommen.
Derzeit ist das Seminar vollständig studentisch organisiert und wird unter der Aufsicht von Studierenden aus höheren Semestern von allen Teilnehmenden mitgestaltet. Eine Teilnahme ist – unabhängig vom Fortschritt im Studienverlauf – ab dem ersten B.A.-Semester möglich. Zuletzt fand das Seminar im Sommersemester 2023 statt. Die Studierenden befassten sich mit der Lektüre einzelner Kapitel des Ehon hyaku monogatari, einer edozeitlichen Yōkai-Enzyklopädie.